Deutscher Werkbund (DWB)

Vereinigung von Architekten, Künstlern, Kunsthandwerkern und Unternehmern. Der Deutsche Werkbund wurde im Oktober 1907 auf Anregung von Hermann Muthesius in München gegründet.

Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Theodor Fischer, Henry van de Velde, Peter Behrens, Josef Hoffmann, Josef Maria Olbrich, Richard Riemerschmid, Fritz Schumacher und andere. Der spätere erste deutsche Bundespräsident Theodor Heuss war einer seiner ersten Geschäftsführer. Außerdem nahmen Vertreter von Firmen an der Gründungssitzung teil (zum Beispiel der Verlag Eugen Diederichs, die Wiener Werkstätte, die Druckerei Poeschel & Trepte). Der Werkbund knüpfte an die Ideen von William Morris und des Arts and Crafts Movement in England an, die Muthesius in London kennen gelernt hatte.

Ziel des Werkbundes war es, dem mit der Industrialisierung einhergehenden Form- und Qualitätsverfall durch beispielgebende Formgestaltungen von Gebrauchsgegenständen, Möbeln oder Gebäuden entgegenzuwirken. Auf der Grundlage industrieller Fertigung sollte ein gegenwartsorientierter, sachlicher Stil entwickelt werden. Dazu sollten pädagogische Arbeit, Publikationen wie Jahrbücher und die Zeitschrift Die Form (1926-1934), später Werk und Zeit (seit 1952) und Ausstellungen beitragen.

Höhepunkte der Werkbund-Bewegung waren die Ausstellung für industrielle Formgebung in Köln (1914), Berlin (1924), Stuttgart (1927) und Breslau 1929. 1914 kam es bei der Jahresversammlung zu einer Auseinandersetzung zwischen Henry van de Velde und Muthesius. Während van de Velde das Handwerk und die persönliche, schöpferische Haltung des Künstlers vertrat, betonte Muthesius die Rolle der Industrie und des Gestalters bei der Entwicklung von Standardprodukten. Muthesius’ zukunftsweisende Vorstellungen setzten sich durch. 1927 vereinte die vom Werkbund veranstaltete Bauausstellung auf dem Weißenhof in Stuttgart, die Ludwig Mies van der Rohe leitete, Künstler wie Peter Behrens, Walter Gropius, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Le Corbusier und andere. Die hier verwirklichten Vorstellungen von Bauen und Wohnen hatten großen Einfluss auf die moderne Architektur in der ganzen Welt. 1934 wurde der Deutsche Werkbund durch die Nationalsozialisten aufgelöst. Erster Vorsitzender der 1947 in Rheydt wieder gegründeten Vereinigung war Hans Scharoun. 1972 wurde in Berlin das Werkbund-Archiv eingerichtet.

Heute veranstaltet der Deutsche Werkbund regelmäßig Ausstellungen zum Wohnen und betreibt eine öffentliche Wohn- und Einrichtungsberatung. Die Werkbund-Idee fand auch in anderen Ländern Anklang, so gibt es z. B. ähnliche Bewegungen in Österreich, in der Schweiz, in Schweden oder in England.